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Kolumne: Zufriedener im Alltag

  • helloateliersisu
  • 17. Sept. 2023
  • 5 Min. Lesezeit


Als priviligierte weiße (heterosexuelle) Cis-Frau - zudem in West-Deutschland geboren - ertappe ich mich immer wieder dabei, eine Tendenz zum Unzufriedensein zu haben. Ich bin 35 Jahre alt/jung, bin Führungsperson und verdiene gut, führe seit 19 Jahren eine glückliche Beziehung und habe vor 2 Jahren mit meinem Boy einen Zwei-Seiten Fachwerkhof in einem niedlichen Dorf bei Marburg gekauft. Ich fahre mehrmals im Jahr weg und eigentlich fehlt es mir an (fast) nichts. Wir haben keine Kinder (soll auch erstmal so bleiben) und können uns mehr oder weniger unsere Zeit frei einteilen. Sei es für Hobbies, am Haus werkeln oder mit Familie und Freunden treffen. Allein beim Schreiben merke ich, dass bei mir ein schlechtes Gewissen und Gedanken aufkommen wie "Sei nicht undankbar!", "Zeige mehr Demut!", "Was sollen denn weniger Gutbestellte sagen?". Dass meine Grundbedürfnisse und weit mehr als das gedeckt sind, muss ich nach der oben dargestellten Aufzählung wohl nicht betonen. Doch was genau treibt mich um? Drehen sich meine Luxus-Gedanken und die Frage nach meinem Sinn im Kreise? Hab ich eigentlich meinen "Sinn des Lebens" gefunden oder verändert sich dieser stetig im Laufe der Zeit? Wovon mache ich mein Glück abhängig? In welchen Situationen bin ich zufrieden und kann ich diesen Zustand halten? Die äußeren Umstände, die ich teilweise in die Wiege gelegt bekommen habe, größtenteils mir erschaffen habe, tragen mit Sicherheit dazu bei, dass ich eine gute Basis an Grundzufriedenheit habe. Ist es vielleicht doch eher die Suche nach mehr Selbstwirksamkeit, die mich nicht ruhen lässt? Meine Art zu denken, zu gestalten und zu handeln verlangt mir immer wieder ab, dass ich den Sinn und meine entsprechende Zufriedenheit bei der jeweiligen Tätigkeit hinterfrage. Kein Wunder, dass sich meine Synapsen manchmal verknoten. In diesem Beitrag soll es um die Selbstreflexion jener feinen Stellschrauben gehen, die mich einerseits zufriedener und andererseits unzufriedener machen könnten.


Mehr Zufriedenheit durch:

  • Dankbarkeitstagebuch führen: Habe ich lange gemacht und wieder aus den Augen verloren. Ich kann dieses hier empfehlen. 6 Minuten täglich investieren und hoffentlich länger als 6 Minuten zufrieden sein.

  • Freizeitgestaltung: Zeitslots offenhalten, nicht jeden Tag verplanen, meine Hobbies wie das Töpfern ausbauen, mehr Kreativzeit mit Atelier Sisu vorsehen, regelmäßig Schreiben und Mut zur Langeweile.

  • wohltuende und stressfreie Routinen am Morgen u. Abend etablieren: Um meine Morgenroutine der letzten Jahre aufzubrechen und anders zu gestalten, habe ich mir vor ein paar Wochen Bausteine des Ayurvedas abgeschaut und diese in die Morgenstunden, bevor ich ins Büro fahre, gelegt. Absoluter Wachmacher ist meditatives Schütteln mit einem schönen Mantra-Song im Hintergrund (z.B. Mul Mantra von Snatam Kaur), Ölziehen zum Entgiften (ich nehme Kokoöl o. Olivenöl) und einen halben Liter warmes Wasser trinken. Den Schuss Zitrone im Wasser lasse ich weg, da die Zähne nach dem Ölziehen ein wenig empfindlicher sind. Eine Abendroutine wäre schön. Schreibt gerne in die Kommentare, welche Routinen Euch insgesamt zufriedener machen.

  • Sport machen: Ich war eigentlich immer ein sehr sportlicher, fitter Mensch. Bei den Bundesjugendspielen (so sinnhaft -oder los sie sein mögen) habe ich immer Gold geholt, war im Schwimmverein, hab Handball gespielt und liebte es zu Voltigieren. Nach der Schulzeit war ich während des Studiums lange im Fitnessstudio angemeldet und habe fast täglich trainiert (Laufband, Crosstrainer, Krafttraining). Später im Job hatte ich zu Beginn nochmal eine fittere Phase bei der ich neben Fitnesstudio jeden zweiten Tag 6km gejoggt bin. Doch dann kam die Führungsposition und mit ihr die Alltagsgemütlichkeit sowie die Ausrede, ich hätte dafür keine Zeit mehr. Noch hinzu ein Kreuzband - und Meniskusriss, der mich aus der Bahn geworfen hat. Ehrlicherweise war und ist für das Netflix-Bingen und das Handy-Daddeln auf Instagram und Co. auch bis zu 2h täglich Zeit da. Was hält mich also ab? Vermutlich einfach nur der innere Schweinehund, der in letzter Zeit auch ein wenig mehr auf die Waage bringt, vermutlich sogar einen eigenen Insta-Account mit 1 Mio. Followern hat und sich wehrt gescheucht zu werden. Ich halte Euch auf dem Laufenden wie es mit diesem Vorhaben weitergeht!

  • Mehr Date-Zeit mit dem Boy: Mein Boy und ich haben nächstes Jahr unser 20-jähriges Jubiläum. Unfassbar! Es fühlt sich einerseits ultra kurz an und andererseits doch wie ein ganzes Leben. Ich kenne den Boy jetzt mehr als die Hälfte meines Lebens und möchte keinen Tag missen. Hier und dort wäre ein Date mehr ganz schön.

  • Gelegenheiten/Gedanken/Menschen einfach mal ziehen- oder loslassen, um sich frei von #fomo (fear of missing out) und #yolo (you only live once) zu machen. Einfach mal nach dem Motto von Harald Juhnke: Keine Termine und leicht einen sitzen.

Und jetzt seid Ihr gefragt: Geht es Euch manchmal genauso wie mir? Was macht Euch im Alltag zufriedener? Habt ihr Tipps? Dann kommentiert diesen Beitrag gerne in der untenstehenden Kommentarfunktion.


Unzufriedener durch:

  • Terminstress/Freizeitstress: Wer kennt es nicht? Beruflich und privat jagt ein Termin den anderen. Beruflich können wir es nur bedingt beeinflussen, doch privat sollten wir schauen, dass eigentliche Wohlfühltermine (Freunde treffen, Familienmitglieder treffen, Workshops belegen, Hobbies ausüben etc.) sich wirklich auch gut anfühlen und Freude bereiten. Oftmals reihen sich private Termine so dicht aneinander, dass sie keinen Spaß mehr machen. Neben dem normalen Wahnsinn im Büro (egal, ob selbständig oder nicht) kann eine Woche dann mal schnell so aussehen: Montag zum Konzert, dadurch nachts wenig Schlaf, dienstags zum Yoga, Mittwoch Abendessen mit Freunden, Donnerstag ein Arzttermin am Nachmittag, Freitag letzte Besorgungen für einen Geburtstag am Wochenende machen. Zack, ist die Woche rum und wir maximal gestresst. Hier können wir nur bewusst lernen gegenzusteuern, indem wir weniger Termine vereinbaren bzw. zwischen ihnen mehr Luft lassen.

  • Verkopft sein: Alles, immer und immer wieder durch- und zerdenken, entwirrt den Knoten nicht unbedingt, sondern führt vielmehr dazu, dass er sich immer enger zu zieht. Wenn man merkt, dass sich Gedanken über Tage im Kreis drehen und sich keine Lösung ad hoc zeigen mag, hilft es mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Wie schnell man dieses Ventil für sich nutzt, ist super individuell. Ich für meinen Teil, brauche immer ein wenig Zeit bis ich mich öffnen kann.

  • Social Media: Mein Hauptlaster ist eindeutig Instagram. Es ist eine Hass-Liebe. Seit 2012 bin ich auf der Plattform und habe diverse Accounterstellungen und -löschungen hinter mir. Immer wieder überlege ich meine beiden aktuellen Accounts (Mademoiselle Sisu und Atelier Sisu) zu löschen und ohne Insta auszukommen. Es ist wie ein Kryptonit. Man ist auf eine gewisse Weise davon abhängig und kommt von einer Sache oder einem Menschen nicht los, obwohl er/sie/es einem nicht gut tut. Mit Instagram ist es wie mit vielen Social Media-Kanälen: Auf der einen Seite inspirieren sie, formen Pop-Kultur, lassen uns lachen und tragen zur Vernetzung verschiedener Bubble-Welten bei. Teilweise geht es so weit, dass Online-Petitionen erst durch Instagram richtig Fahrt aufnehmen und damit auf Landes- oder Bundesebene vorgelegt werden können. Auf der anderen Seite ziehen wir ständig Vergleiche, treiben den Neid-Faktor voran, sind demotiviert und gestresst durch andere Lifestyles und dem schnellen Konsum der digitalen Bilder- und Videowelt, die uns alle paar Sekunden auf neue Themen und Sachverhalte aufmerksam macht. Früher oder später haben wir dann doch alle nur noch eine Aufmerksamkeitspanne eines Goldfisches. Der Schlüssel ist wie bei allem: Das Maß des Konsums ist entscheidend. Also: Handy weglegen und erst dann wieder in die Hand nehmen, wenn die bundesweite Alarmübung sich ankündigt.


Fürs Erste sollten die obenstehenden Punkte ausreichen, um mich wieder auf Kurs zu bringen. Was meint ihr?

1 Comment


Robin Serwe
Robin Serwe
Sep 18, 2023

Abendroutine: Rucksack packen und Kleidung rauslegen für den nächsten Arbeitstag


Morgenroutine: Snooze Funktion von Wecker ausnutzen und Podcasts auf dem Arbeitsweg hören. 😅😂

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